„Sie sind angekommen!“ Die Worte Retlas klangen Nohs noch eine Weile in den Ohren.
„Bist du sicher?“, fragte Retav. „Vielleicht hat der Traum dich getäuscht. Vielleicht hast du ihn falsch gedeutet.“
Retla regte sich nicht.
„Sie sind angekommen!“ Die Worte Retlas klangen Nohs noch eine Weile in den Ohren.
„Bist du sicher?“, fragte Retav. „Vielleicht hat der Traum dich getäuscht. Vielleicht hast du ihn falsch gedeutet.“
Retla regte sich nicht.
Heute beim Einkaufen hat Bianca wohl was gemerkt. Jedenfalls hat sie mich gefragt, ob mit mir alles in Ordnung ist. Erst hab ich gesagt, ja, ne, aber als sie noch zweimal gefragt hat, hab ich sie gefragt, was das denn mit Bernhard wäre. Nichts, hat sie gesagt. Und dann hat sie gesagt: Na ja, ich finde ihn schon ganz süß, aber ich weiß noch nicht, ob ich mit ihm was anfangen soll. Da hab ich gefragt, warum sie das noch nicht wüsste, ne. Und sie meinte, sie hätte ihn ja erst im Urlaub etwas besser kennengelernt und sie wollte sich noch ein bisschen Zeit lassen, dieses Mal, damit sie weiß, ob es wirklich passt.
Ich hab dann erst mal nichts mehr gesagt. Auf dem Rückweg hat sie mich dann gefragt, ob wir nicht gemeinsam mit Bernhard was unternehmen wollen. Dann würde ich ihn auch kennenlernen und könnte ihr sagen, was ich von ihm halte. Ich bin plötzlich richtig sauer geworden, ne. Nein, hab ich gebrüllt, ich will ihn gar nicht kennenlernen und ich weiß jetzt schon, was ich von ihm halte. Nämlich gar nichts, ne. Außerdem interessiert mich viel mehr, wie lange du noch brauchst, um zu merken, dass es zwischen uns wirklich passt.
Bianca hat mich richtig erschrocken angeguckt. Das tat mir auch gleich leid, aber ich war auch immer noch so wütend. Und Bianca hat auch nicht lange so geguckt, also erschrocken, ne. Sie hat auch gar nichts mehr gesagt. Als wir ausgestiegen sind, hat sich sich nicht einmal verabschiedet.
Gerade hat sie angerufen und gesagt, sie hätte gedacht, wir könnten gute Freunde werden. Aber das hätte ich jetzt kaputt gemacht. Dann hat sie aufgelegt. Und jetzt?
Mc Pom Fritz
Der Knast hatte Vera offenbar wenig anhaben können. Zielgerichtet war sie in seinem Arbeitszimmer auf den Chefsessel hinter seinem Schreibtisch zugesteuert, hatte es sich gemütlich gemacht und die schlanken Beine in den hohen Lederstiefeln auf der Tischplatte geparkt. Er hätte sich darüber aufregen müssen, dass sie damit seinen doch so wichtigen Untelagen an seinem Heimarbeitsplatz alles andere als die angemessene Behandlung zukommen ließ, aber weder traute er sich das, noch schien es ihm jetzt noch wichtig. Er konnte Vera nicht einmal in die Augen sehen, von denen er wusste, wie unerbittlich sie ihn fixierten.
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Horst schlug die Wohnungstür hinter sich zu und lehnte sich dagegen. Er hoffte, sein stoßender Atem würde sich endlich beruhigen. Er legte die Hand auf die Brust, um zu fühlen, wie sich sein Herzschlag verlangsamte. Wartete darauf, dass sich nun die Befriedigung einstellte. Er hatte es getan! Es war vorbei. Nun konnte ein neues Leben beginnen. Doch die Bilder ließen ihn nicht in Ruhe.
Der Wald, der sich in der Nacht in sanftes Weiß gekleidet hatte, das schon das erste Morgenrot zum Schmelzen brachte. Zum Glück für ihn. Die Stille, die ihn beinah hatte hoffen lassen, Birgit würde nicht auftauchen. Aber sie war gekommen. Wie jeden Morgen. Eine Joggerin, die vergeblich gegen ihr Gewicht anlief. Er hatte sie davon befreit, wie er sich von ihr befreit hatte.
Der Schuss aus seinem Jagdgewehr, der endlos in seinen Ohren nachklang. Als es endlich wieder still geworden war, suchte er Erleichterung. Fand sie nicht und stürzte sich in die Notwendigkeit. Spuren verwischen. Viele waren es nicht. Er hatte sich gründlich vorbereitet. Erstaunlich, dass trotzdem die Unsicherheit blieb.
Er stieß sich von der Tür ab, ließ sich im Wohnzimmer auf die Couch fallen und zog die Schachtel Zigaretten hervor. Ihm wurde heiß. Das Blut schoss ihm in den Kopf. Hektisch suchte er in der anderen Jackentasche. In der Innentasche. Er stand auf, tastete die Hosentaschen ab, wusste schon vorher, dass er es dort nicht finden würde. Er hatte sein Feuerzeug verloren!
Meine Geschichte „Auf dem Weg zum Örtchen“ hat beim 1. Deutschen E-Book-Preis, der auf der Frankfurter Buchmesse vergeben wurde, den vierten Platz erreicht. Vielen Dank an die Jury. Die Geschichte wird nun voraussichtlich in einer E-Book-Anthologie erscheinen.