Des Abends im Gesträuch

Des Abends im Gesträuch

Des Abends im Gesträuch
da wachsen sie heran,
du hörst es am Geräusch,
ein Rascheln schleicht sich an.

Die Sicherheit der Augen
verliert sich wie das Licht,
die Blicke nicht mehr taugen,
erkennst die Wahrheit nicht.

Es gruseln Kreaturen,
erobern deinen Geist,
zwing sie in Strukturen,
damit du dich befreist!

Blutroter Himmel

Blutroter Himmel

Maria hetzte durch die Nacht. Längst hatte sie das Zentrum der Stadt verlassen. Doch sie musste weiter, konnte nicht umkehren. Hier drang das Licht der wenigen Straßenlaternen kaum bis zur brüchigen Decke des Gehsteigs vor, verfing sich in den nebligen Schwaden, die aus dem Boden krochen wie Schlangen aus dem Korb ihres Beschwörers.

Maria wusste, nur noch wenige Meter, bis die letzte Laterne das Ende des Gehsteigs ankündigte. Dort versanken die Absätze in feuchtem Matsch, den der geschmolzene Schnee zurückgelassen hatte. Kein Weiß mehr, das der Nacht wenigstens einen Schimmer des Dunkels berauben konnte.

Maria stockte in ihrem Schritt. Den Baum, der mit nackten Fingern nach der Unendlichkeit des Alls griff, schmückte eine einzelne Plastiktüte, die alles Licht der Laterne einzufangen suchte. Es war, als ob dieser einsame Vertreter der Vorhut des Waldes, den die Neustädter den Geisterwald nannten, ihr die weiße Fahne schwenkte.

Sie wandte den Blick ab und sah den Schatten auf sie zukommen. Sie ahnte, dass er es war. Er, von dem sie gehofft hatte, ihm nie wieder zu begegnen.

Noch einmal schaute sie zur weißen Fahne. Der Himmel färbte sich blutrot. Ein Schütteln begleitete den Griff ins Innenfutter ihres Mantels, wo das Messer darauf wartete, ihn zu treffen. Ihn, der der einzige Grund war, warum sie jeden Abend diesen Weg ging.

Blutroter Himmel
Maria hetzte durch die Nacht. Längst hatte sie das Zentrum der Stadt verlassen. Doch sie musste weiter, konnte nicht umkehren. Hier drang das Licht der wenigen Straßenlaternen kaum bis zur brüchigen Decke des Gehsteigs vor, verfing sich in den nebligen Schwaden, die aus dem Boden krochen wie Schlangen aus dem Korb ihres Beschwörers.
Maria wusste, nur noch wenige Meter, bis die letzte Laterne das Ende des Gehsteigs ankündigte. Dort versanken die Absätze in feuchtem Matsch, den der geschmolzene Schnee zurückgelassen hatte. Kein Weiß mehr, das der Nacht wenigstens einen Schimmer des Dunkels berauben konnte.
Maria stockte in ihrem Schritt. Den Baum, der mit nackten Fingern nach der Unendlichkeit des Alls griff, schmückte eine einzelne Plastiktüte, die alles Licht der Laterne einzufangen suchte. Es war, als ob dieser einsame Vertreter der Vorhut des Waldes, den die Neustädter den Geisterwald nannten, ihr die weiße Fahne schwenkte.
Sie wandte den Blick ab und sah den Schatten auf sie zukommen. Sie ahnte, dass er es war. Er, von dem sie gehofft hatte, ihm nie wieder zu begegnen.
Noch einmal schaute sie zur weißen Fahne. Der Himmel färbte sich blutrot. Ein Schütteln begleitete den Griff ins Innenfutter ihres Mantels, wo das Messer darauf wartete, ihn zu treffen. Ihn, der der einzige Grund war, warum sie jeden Abend diesen Weg ging.Blutroter Himmel

Maria hetzte durch die Nacht. Längst hatte sie das Zentrum der Stadt verlassen. Doch sie musste weiter, konnte nicht umkehren. Hier drang das Licht der wenigen Straßenlaternen kaum bis zur brüchigen Decke des Gehsteigs vor, verfing sich in den nebligen Schwaden, die aus dem Boden krochen wie Schlangen aus dem Korb ihres Beschwörers.

Maria wusste, nur noch wenige Meter, bis die letzte Laterne das Ende des Gehsteigs ankündigte. Dort versanken die Absätze in feuchtem Matsch, den der geschmolzene Schnee zurückgelassen hatte. Kein Weiß mehr, das der Nacht wenigstens einen Schimmer des Dunkels berauben konnte.

Maria stockte in ihrem Schritt. Den Baum, der mit nackten Fingern nach der Unendlichkeit des Alls griff, schmückte eine einzelne Plastiktüte, die alles Licht der Laterne einzufangen suchte. Es war, als ob dieser einsame Vertreter der Vorhut des Waldes, den die Neustädter den Geisterwald nannten, ihr die weiße Fahne schwenkte.

Sie wandte den Blick ab und sah den Schatten auf sie zukommen. Sie ahnte, dass er es war. Er, von dem sie gehofft hatte, ihm nie wieder zu begegnen.

Noch einmal schaute sie zur weißen Fahne. Der Himmel färbte sich blutrot. Ein Schütteln begleitete den Griff ins Innenfutter ihres Mantels, wo das Messer darauf wartete, ihn zu treffen. Ihn, der der einzige Grund war, warum sie jeden Abend diesen Weg ging.

Der Held

Der Held

Matti kramte nach seinem Mut. Er musste doch irgendwo stecken. Ein Blick genügte, um zu sehen, dass die Situation sich noch immer nicht entschärft hatte. Der Typ stand weiterhin neben Sabine, drängte sich an sie ran, stöhnte genüsslich. Er war augenscheinlich betrunken, hatte den Mut gefunden, den Matti vergeblich suchte.

Er war für Sabine, die sich unbeeindruckt weiter mit Steffi unterhielt, nicht verantwortlich. Gern wäre er es gewesen und vielleicht hätte ihm ein wenig Mut dabei helfen können.

Matti schätzte den Gegner ab, der zu träumen schien, während er die Berührung mit Sabines Körper genoss. Sie stieß nur hin und wieder seine übermütige Hand weg, ließ ihn ansonsten gewähren. Was sollte sie auch anderes tun, wenn der einzige Kerl, der ihr zur Seite stehen könnte, ein Waschlappen war?

Der Typ war eher dick als muskulös, brachte sicherlich annähernd das doppelte Gewicht Mattis auf die Wage. Matti versuchte, mit Sabine Blickkontakt aufzunehmen, ihr wortlos zu verstehen zu geben, dass er das böse Spiel auf ihre Bitte hin jeder Zeit beenden könne. Sie schien ihn verstanden zu haben, winkte aber ab. Wie nobel von ihr, dass sie ihren schmächtigen Begleiter keiner Gefahr aussetzen wollte.

Der Betrunkene stellte sich jetzt hinter Sabine, rieb sich an ihrem Hintern. Sie unterbrach ihr Gepräch mit Steffi nur kurz, lächelte dann, als habe lediglich ein sanfter Windstoß ihr Kleid gelüftet. Doch das konnte ihr nicht gefallen. Jetzt ging es endgültig zu weit!

Matti ging um den Stehtisch herum, zögerlich, doch mit dem Willen zur Entschlossenheit. Er tippte dem Störenfried an die Schulter. Der Kerl erwachte aus seiner Trance, sah ihn an, als sei er der Osterhase.

„Ich glaube“, begann Matti zaghaft, „du belästigst die Dame.“ Es kam ihm mächtig geschwollen vor, was er da redete, zugleich aber gab es ihm ein gutes Gefühl. Wie ein Gentleman.

Sein Gegenüber wirkte auf einmal erstaunlich nüchtern, richtete sich auf, schaute ihn von oben herab an, ohne ein einziges Wort zu verlieren.

Matti trat einen Schritt zurück. Jetzt müsste er sich eigentlich in irgendeine kämpferische Stellung begeben. Doch dann ging alles ganz schnell. Der Typ schlug einfach zu. Krachend landete seine Faust auf Mattis Nasenrücken. Matti taumelte. Vor seinen Augen verschwamm alles. Nur schemenhaft sah er – war das Sabine? Sie konnte offenbar irgendeinen Kampfsport. Er knallte hart auf dem Boden auf. Dunkelheit.

Sabine beugte sich über ihn. „Na, mein Held. Tu so etwas nicht noch einmal! Ich sag dir schon, wenn ich dich brauche.“

Blutweg

Blutweg

Jacky schaute ihn herausfordernd an. „Na, immer noch die große Klappe?“
Martin blickte sich um. „Ist doch schön hier.“
„Warte, gleich geht die Sonne unter.“ Sie setzte sich auf einen großen Baumstumpf.

Martin blickte sich um. Schon jetzt war er sich nicht mehr ganz sicher, ob an den Gruselgeschichten, die Jacky ihm erzählt hatte, nicht doch etwas dran war. Der Monsterwald! Er hatte Jacky ausgelacht, als sie behauptete, das sei nicht nur so ein Name. Gab es hier vielleicht wirklich unheimliche Wesen? So ein Quatsch! Immerhin wies ein Weg darauf hin, dass sehr wohl Menschen unter den Bäumen spazierten. Und er sah aus wie jeder andere Weg auch. Der Blutweg! Von wegen.
Er bemerkte das Lächeln Jackys, mit dem sie ihn beobachtete. Mit einem Schulterzucken setzte er sich neben sie. „Ich kann nichts Besonderes entdecken.“ Er gab seiner Stimme einen betont gelangweilten Ausdruck. Dabei sorgte allein die Tatsache, dass er hier neben Jacky saß, für ein Kribbeln in der Bauchgegend.
„Schau!“, sagte sie nur und zeigte nach oben.
Es war ein großartiges Schauspiel. Wie in Zeitlupe entflammte der Himmel und die Wolken sogen sich mit roter Farbe voll.
„Schau!“, sagte Jacky wieder, doch dieses Mal zeigte sie direkt vor sich. „Der Blutweg!“
Jetzt verstand Martin. Von einem Moment zum anderen hatte sich alles verwandelt. Die Bäume hüllten sich in eine Dunkelheit, als sei die Sonne bereits vollständig untergegangen. In den Kronen rauschte ein Wind, der hier unten nicht zu spüren war. Der Weg aber schimmerte in einem dunklen Rot. Und als wolle er den Wanderer über sein Ziel verunsichern, verschwand er nach nur wenigen Metern zwischen den Bäumen. Keine zehn Pferde würden Martin dazu bringen, diesem Weg zu folgen.

„Habe ich es doch gewusst. Du bist ein Schisser wie alle anderen.“ Jacky musste seine Gedanken gelesen haben.
„Nein, bin ich nicht.“ Es überzeugte ihn selbst nicht. Gab es keine Möglichkeit, aus dieser Situation heil rauszukommen? Er war so froh gewesen, als Jacky endlich ein bisschen Interesse für ihn gezeigt hatte. Endlich bekam der Umzug in dieses Kaff einen Sinn. Doch jetzt stellte sie ihn auf eine harte Probe. Er war sich sicher, würde er jetzt kneifen, hätte er alle Chancen bei ihr verspielt. „Lass uns gehen!“

Mit jedem Schritt bereute er seine Entscheidung mehr. Und mit jedem Schritt stieg seine Bewunderung für Jacky. Wenn sie von derselben Angst heimgesucht wurde wie er, ließ sie es sich nicht anmerken. Trotzdem. Mit diesem Wald stimmte irgendetwas nicht. Unter den Bäumen war es kühl. Und obwohl die Sonne längst untergegangen war, warfen die Bäume lange Schatten. Dass es nicht völlig dunkel war, lag einzig an dem merkwürdigen Weg, der auch jetzt noch rot schimmerte, als habe die verschwundene Sonne seinen Akku für die gesamte Nacht aufgeladen. Und je weiter sie kamen, desto sicherer war Martin, dass er sich den Geruch von Blut nicht nur einbildete.
Wenn er sich wenigstens durch ein Gespräch mit seiner hübschen Begleiterin ablenken könnte. Doch er wusste nicht, was er sagen sollte, und fürchtete, seine Stimme nicht kontrollieren zu können. Sein Mund war trocken, seine Kehle rau. Um sich die Lippen zu befeuchten, musste er seine Zunge vom Gaumen losreißen. Es war sowieso nur ein Reflex, denn die Zunge war selbst nicht wirklich feucht.
Jacky wirkte dagegen wie Alice im Wunderland. Mit ihren großen Augen sog sie die verzerrten Bilder auf, die die Lichtkegel der Taschenlampen erzeugten, als ginge sie durch einen Freizeitpark. Martin hätte die ewig gleichen Eindrücke wahrscheinlich als gähnend langweilig empfunden, wäre da nicht dieser eine, der alles dominierte: Der Wald wurde immer feindseliger, die Nacht immer dunkler und die Stille immer drückender.

Nach etwa einer Stunde hielt er es nicht mehr aus. „Hattest du nicht gesagt, der Wald sei klein?“ Es war nur ein Flüstern, aber er hatte plötzlich das Gefühl, er habe den Monsterwald jetzt erst richtig auf sich aufmerksam gemacht.
„Ist er ja auch. Vielleicht noch eine viertel Stunde, dann hast du es hinter dir, du Schisser.“
„Ich bin kein …“ Ein Knacken brachte ihn zum Schweigen.
Auch Jacky blieb stehen. Mit der Taschenlampe suchte sie ein dichtes Gebüsch ab, während das Licht aus Martins Stablampe zwischen den Stämmen hin und her zitterte.
„Was war das?“, keuchte er.
„Psssst!“
Es raschelte genau dort, wo Jacky hinleuchtete. Mit einem kräftigen Klopfer, setzte Martins Herzschlag aus. Wieder krachte es im Unterholz, dann brach sich etwas einen Weg durch die Zweige.

Martin rannte! Sein Herz schien die Sekunden, die es sich frei genommen hatte, doppelt und dreifach nachholen zu wollen. Und es verstopfte ihm die Kehle. Doch er rannte immer weiter. Das Monster war direkt hinter ihm. Er konnte seinen keuchenden Atem hören.

Martin schaute nicht zurück, sah kaum den schimmernden Weg vor sich. Er bemerkte nicht einmal, wie er die Bäume hinter sich ließ, und es dauerte noch mal eine Weile, bis ihm klar wurde, dass ihn niemand mehr verfolgte. Er blieb stehen, stützte die Hände auf die Knie und versuchte, seine Atmung in den Griff zu bekommen. Dabei lauschte er angestrengt auf etwaige Geräusche.

Der Mond tauchte die Felder in fahles Licht und den Weg in ein silbriges Blau. Langsam drehte Martin sich um. Noch immer wirkte der Wald bedrohlich. Martin richtete sich kerzengerade auf, als er eine Bewegung wahrnahm. Täuschte er sich? Nein, da kam eine Gestalt den Weg herauf. Martin spannte die Muskeln an. Ein Licht flammte auf. Das Licht einer Taschenlampe. Es war Jacky, die ihm zuwinkte.

Als sie bei ihm war, gab sie ihm seine Stablampe. „Hier, die hast du fallenlassen.“
„Danke“, flüsterte er.
„Schisser!“
„Ich bin …“
„Läuft vor einem Vogel davon!“ Sie schüttelte den Kopf.
„Ein Vogel?“
„Aber schnell und ausdauernd bist du, das muss man dir lassen. Ich bin die Schnellste in der Klasse. Aber am Waldrand hab ich aufgegeben.“
„Du?“
Sie nickte.
„Meinetwegen, bin ich eben ein Schisser. Mir egal, wenn du jetzt nichts mehr mit mir zu tun haben willst. Aber ich geh nicht wieder durch diesen Wald. Wenn du auf demselben Weg zurückgehen möchtest, dann ohne mich!“
Jacky lachte. „Komm, da drüben ist gleich die Straße. Meine Güte, mit dir erlebt man Abenteuer.“ Sie klopfte ihm auf die Schulter.

Martin ärgerte sich über sich selbst. Ein Vogel! Konnte das wahr sein? Er betrachtete Jacky verstohlen von der Seite, als sie das Dorf erreichten. Und im Licht einer Straßenlaterne sah er die Tränen, die ihr über die schönen Wangen liefen.

Blogroman: 31 – Keine Spur

„Sie ist nicht bei ihnen.“
Tom begriff die Worte nicht. Er starrte auf den reglosen Körper in der Nähe des Eingangs. Im Dunkeln vorhin – wie viele Stunden war das jetzt her? – hatte er den Leichnam gar nicht gesehen. Er hatte sich überhaupt keinen Kopf mehr darum gemacht, was mit Piet geschehen sein mochte. „Haben Sie …?“
„Was? Nein, ich habe keine Ahnung, wo sie steckt.“
Tom konnte sich vorstellen, wie dämlich er aussehen musste. „Von wem reden Sie?“
„Ihre Ex. Sie ist nicht bei ihnen.“
Tom schüttelte den Kopf, als müsse er ihn vom Staub befreien. Wieder blickte er durch das Fenster, zwang sich, nicht nach dem Toten zu sehen. Boss saß mit dem Rücken zum Fenster am Tisch und sprach mit ihren beiden verbliebenen Handlangern. Keine Spur von Lisa. „Haben die sie doch noch umgebracht?“ Er sprach die Frage so leise aus, dass selbst Mona direkt neben ihm sie nicht verstanden haben konnte. Ihm wurde kalt.
Mona schwieg. Sie drehte sich vom Fenster weg und schien zu überlegen. Sie bedeutete Tom, er solle ihr folgen. Wollte sie zurück?

Der Hilferuf kam von einem Kind!

Was bisher geschah