Mc Pom Fritz: Ein kleiner Schubs

Ihr glaubt nicht, was am Freitag passiert ist! Ich bin jetzt noch ganz durcheinander. Bianca … Wir waren … Dieser Typ … Also ne, ich fang am besten vorne an, ne.

Ich bin also mit dem Bus nach Tessin gefahren, um mich mit Bianca zum Einkaufen zu treffen. Ich war ganz schön aufgeregt. Obwohl ich ja eine Stunde zu früh da gewesen bin. Aber hätte ich einen Bus später genommen, wäre ich fast zehn Minuten zu spät gekommen, ne. Bin ich halt noch ein bisschen rumgelaufen.

Endlich bin ich dann zur Praxis. Bianca war gerade fertig. Ich glaube, sie hat sich richtig gefreut, als sie mich gesehen hat. Dann sind wir los.

Wir sind kaum einen Schritt aus der Tür raus, da springt ein Mann aus seinem Auto und stellt sich uns in den Weg. Ich dachte erst, das wär … na dieser Schauspieler. Hat in Ocean’s Eleven mitgespielt. Den meine Schwester so mag. Frauen mögen den sowieso, ne.  Brad … Damm … Brad Damon, glaub ich. Nee, noch anders. Ist ja auch egal, der war das ja eh nicht.

Wer ich bin, wollte er von Bianca wissen. Aber er hat sie gar nicht antworten lassen. Ob ich ihr Neuer wär. Das geht dich gar nichts an!, hat Bianca gesagt. Und dass er sie in Ruhe lassen soll. Hätt ich ja sofort gemacht, wenn sie mir das gesagt hätte. Er aber nicht. Im Gegenteil! Er hat sie gepackt und … Matt! Matt Damon hieß der. Also der Schauspieler, ne. Och, meine Schwester mag den so. Die hat sogar ein Poster von dem.

Der, der so aussah wie der, hat jedenfalls darauf bestanden, dass Bianca ihm sagt, ob ich ihr neuer Freund bin. Hätte mich ja auch interessiert, ne. Und wenn es so wäre, sagt Bianca, geht dich das immer noch nichts an! Das hat den echt geärgert. Der hat Bianca richtig geschüttelt und gebrüllt, sie würde sich jetzt wohl schon mit dem letzten Bauerntrampel abgeben. Dass er mich damit meinte, wurde schnell klar. Er schrie mich nämlich an, ich soll mich … Ich weiß gar nicht, ob man das so öffentlich sagen darf. Na, ihr wisst schon, ne.

Ich hab Bianca angeguckt und die hat sich frei gemacht und sich zu mir gestellt und gesagt, wir würden jetzt abhauen. Achso, nicht, was ihr jetzt denkt. Sie hat sich von ihm frei gemacht, nicht sich ausgezogen. Wir waren doch mitten auf der Straße!

Ihr glaubt das nicht: Der Typ hat sie festgehalten! Richtig grob. Bianca hat sich gewehrt und fast geschrien vor Schmerzen. Ich hab gesagt, er soll sie loslassen. Aber er hat sie nur noch fester gehalten und gefragt, was ich dagegen tun will. Das wusste ich dann auch nicht. Aber Bianca wusste es. Die hat ihm voll zwischen die Beine getreten! Der hat sich vielleicht gekrümmt! In dem Moment tat er mir richtig leid, ne.

Aber Bianca hat mich zum Auto gezerrt und gesagt, wir würden woanders einkaufen fahren. Gerade,  als sie einsteigen wollte, war er wieder da und riss sie vom Auto weg. Jetzt war aber genug! Ich hab ihn weggedrängt und mich dazwischen gestellt. Da hat er zugeschlagen! Richtig mit der Faust. Wie im Film, ne! Es war nur ein Reflex. Ich wollte das gar nicht. Ich hab ihn geschubst.

Mutti hat schon immer gesagt, ich hätte zu viel Kraft. Der Typ ist nach hinten übergefallen und mit dem Hinterkopf auf den Asphalt geknallt. Das hat richtig gerumst! Ich wollte noch gucken, ob alles in Ordnung ist, aber Bianca hat applaudiert und gesagt, dass ich das gut gemacht hab. Und dann sind wir einfach losgefahren und haben ihn liegen lassen.

Bianca war danach sehr schweigsam. Manchmal hat sie ein bisschen gelächelt, aber zu dem Typen hat sie nichts mehr gesagt. Erst als wir zu Hause waren, hat sie gefragt, ob sie mich auf ein Bier einladen kann. Wir sind in die kleine Kneipe gegangen und da hat sie dann gesagt, dass das ihr Exfreund war, wegen dem sie überhaupt aus Tessin weg und nach Prangendorf Ausbau gezogen ist.

Ich hab gesagt, dass ich dann ihrem Exfreund dafür sehr dankbar bin. Da hat sie zum ersten Mal wieder gelacht. Und dann gleich noch mal, als ich gesagt hab, dass er aussieht wie Brad Damon. Sie hat gesagt, dass er wirklich Brad heißt, weil seine Mutter total auf Brad Pitt steht. Aber irgendwie ist er dann doch ein Matt geworden.

Danach hat sie mit mir angestoßen und wir haben über andere Sachen geredet, weil sie gesagt hat, sie würde Brad am liebsten vergessen. Aber ich musste immer wieder an ihn denken. Irgendwie kann ich ihn verstehen. Es ist schon blöd, Bianca so nahe zu sein, ohne zu wissen, was wird. Wie schrecklich muss es erst sein, sie zu verlieren.

Bis dann,

Euer Mc Pom Fritz

Der Geisterorden: 47 – Verhandlung um den Weltfrieden

Mona nahm einen Schluck von dem Kaffee. Sie war mit ihrer Geduld am Ende. Als Tom sein Handy endlich zur Seite legte, flüsterte sie ihm zu: „Deine Ex muss Tsieg herausgeben!“
„Sag es ihr selbst!“, flüsterte Tom zurück und biss in sein Brötchen.

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Blogroman: 40 – Geister

Was sollte sie tun? Mona starrte auf das Rot der Ampel. Die Zeit drängte. Sie mussten Tsieg finden. Die „Geister“ hatten offenbar weder das Artefakt noch Bullmanns Ex. Mona hatte wenigstens Bullmann. Aber der wirkte im Moment wie weggetreten. Und zum ersten Mal tat er ihr wirklich leid.

Was bisher geschah

Der Schuppen

Der Schuppen

„Den Schuppen kann ich Ihnen leider noch nicht zeigen.“

Frau Lost schien eine aufgeräumte Person zu sein. Haus und Garten waren in bestem Zustand, wenn auch alles andere als modern. Auch der Schuppen war alt und wirkte ein wenig klapprig. Ich wusste nicht, was sie dort versteckte, aber es schien ihr peinlich zu sein. Im ersten Moment dachte ich, sie habe dort vielleicht allen möglichen Krempel zu einem Chaos gestapelt, von außen war davon aber nichts zu sehen. Im Gegenteil, der Schuppen wirkte vollkommen leer. Wie dem auch sei, ich wusste noch gar nicht, ob ich überhaupt Verwendung für ihn haben würde, liebäugelte eher mit einem moderneren Gartenhaus, in dem man es sich auch einmal gemütlich machen konnte. Und alles andere hatte mich so überzeugt, dass die Unterschrift unter den Kaufvertrag nur noch reine Formalität war.

Ich freute mich schon auf den Moment, in dem das Kistenschleppen endlich ein Ende haben würde. Ich wollte es so schnell wie möglich hinter mich bringen. Dennoch musste eine kleine Pause erlaubt sein. Ich stellte Lili ein Schälchen Milch in die Küche und wanderte anschließend ein bisschen durch meinen neuen Garten. Plötzlich stand ich vor dem Schuppen. Er sah nicht anders aus als an dem Tag, an dem Frau Lost mir den Zutritt verwehrt hatte. Ich spürte eine leichte Erregung, fühlte mich wie ein Kind, das gegen die Auflagen der Erwachsenen verstieß, als ich hineinging. Er war vollkommen leer, der Boden wie ausgefegt, und weder an den Wänden noch an der Decke konnte ich auch nur die Spur eines Spinnennetzes finden. Das kindliche Gefühl verschwand so schnell, wie es gekommen war. Beinahe etwas enttäuscht konstatierte ich, dass hier genug Platz für Gartengeräte und mehr war. Bis ich mir ein richtiges Gartenhäuschen zulegen würde, konnte mir der Schuppen gute Dienste tun.

Ich schmunzelte, als ich den der frisch erstandenen Rasenmäher in dem ansonsten noch völlig leeren Schuppen betrachtete. „Ein bisschen einsam, was? Mach dir keine Sorgen, du bist nicht mehr lange allein. Ich komme gleich zurück, dann seid ihr schon zwei.“

Lachend ging ich zum Wagen, wo Rasenmähers neuer Freund Rasentrimmer darauf wartete, von mir in den Schuppen getragen zu werden. Wieder dort angekommen, war es mit meiner guten Laune vorbei. Der Rasenmäher war verschwunden. Nichts deutete darauf hin, dass er jemals hier gestanden hatte. Drehte ich jetzt vollkommen durch? Ich stellte den Trimmer ab und ging hinaus. Ratlos ließ ich meinen Blick über das Grundstück schweifen. So unmöglich das gewesen wäre, ich hätte mich letztlich damit zufrieden gegeben, wenn ich den Mäher irgendwo hier hätte rumstehen sehen. Natürlich war dem nicht so. Wieder ging ich in den Schuppen. Nun war auch der Rasentrimmer weg.

Aus irgendeinem Grund, den ich mir selbst nicht erklären konnte, ließ ich den Schuppen stehen. Nach einigen weiteren Versuchen begnügte ich mich damit, einfach nichts in ihn hineinzustellen, das seltsame Häuschen ansonsten vollkommen zu ignorieren. Im Verdrängen war ich schon immer gut gewesen, wenn ich auch sicher nie gedacht hätte, dass es mir in einer solchen Angelegenheit so gut gelingen würde. Aber es endete an dem Tag, als Lili plötzlich wie vom Erdboden verschluckt war. Zum ersten Mal, seit die freundliche Katze bei mir ein Zuhause gefunden hatte, erschien sie nicht pünktlich zu den Mahlzeiten. Sie erschien überhaupt nicht. Schnell ahnte ich, wer dafür verantwortlich war.

Es musste etwas geschehen. Das hatte ich auch Robert am Telefon gesagt. Wie nicht anders zu erwarten, klingelte es so schnell an der Tür, dass man beinah glauben musste, mein Ex-Mann hätte bereits ganz in der Nähe darauf gewartet, dass ich ihm endlich verzeihe.
„Du musst mir helfen!“, sagte ich, weniger mit Nachdruck als mit einem liebevollen Unterton.
Robert hatte sich mein Problemchen mit leuchtenden Augen angehört. „Keine Sorge, Schatz. Hab ich dir nicht gesagt, du würdest mich noch brauchen, Marie?“
Ich nickte ergeben. Ein Augenaufschlag deutete an, ich würde ihn auch weiterhin brauchen, nicht nur in Sachen Reparaturarbeiten.
„Wo hast du das Werkzeug?“
„Im Schuppen“, antwortete ich und zeigte auf das unscheinbare Gebäude, das mir nun zum ersten Mal wirklich nützlich werden sollte.

Blogroman: 34 – Allein

Tom packte sie am Arm. Schneller, als er es erfassen konnte, bekam er dafür die Quittung. Mühsam richtete er sich wieder auf und rieb sich die schmerzende Schulter. Monas beinahe mitleidiges Lächeln reizte ihn noch mehr. „Was soll das? Wo willst du hin?“
„Wir müssen deine Ex finden.“ Mona wandte sich wieder zum Gehen.
„Was ist mit dem Jungen?“
„Wir können nichts für ihn tun.“
„Bleib stehen! Ich komme nicht mit dir mit!“ Tom stellte sich bereits in Abwehrhaltung und spannte die Beinmuskeln an, als müsse er einen Tauziehwettbewerb bestreiten.
Mona blieb stehen und drehte sich um. „So, kommt jetzt der kleine Held in dir hoch?“ In ihrer Stimme schwang wirklich ein bisschen Verwunderung mit. „Da drinnen sind drei schwer bewaffnete Killer.“
„Du hast schon einen von ihnen kaltgemacht.“ Tom wollte hart und cool klingen, doch bei dem Gedanken an die Leiche schüttelte es ihn.
„Bist du taub? Das sind drei, ich bin quasi alleine.“
„Wenn wir das Kind da rausholen, kannst du auf mich zählen. Ansonsten musst du mich schon umbringen, damit ich dich weiter unterstütze!“ Tom ärgerte sich, dass er in seiner Aufregung so einen verqueren Mist erzählte.
Mona aber lachte. „Ich glaube, dazu brauchst du mich nicht. Dann lass uns mal sehen, ob wir die Gefahr verringern können, dass du zum ersten und letzten Mal den Helden spielst.“

Was bisher geschah