Shorties

Zeit, mal wieder auf die Shorties hinzuweisen. Anfangs längere Geschichten in Häppchen sind es jetzt abgeschlossene Minitexte, die ich bei Twitter veröffentliche. Natürlich freue ich mich, wenn ihr mir dort folgt. Ob es euch überhaupt gefällt, könnt ihr aber schon hier auf dem Blog sehen, denn die zwei aktuellsten BPShorties tauchen auch immer in der rechten Seitenleiste auf.

Ansonsten bastele ich, so es die Zeit erlaubt, stückweise an einer kleinen Geschichte, die aber nicht unter meinem Namen erscheinen soll. Wenn ich mich abschließend entschieden habe, wie und wo ich sie veröffentlichen will (sicher ist nur, dass es als E-Book geschieht), werde ich mehr davon berichten.

Die Aliens

Die Aliens

© Raisa Kanareva

Es war mir gar nicht recht, dass Frau Hostilis mich wieder einmal vor der Holhalle abgefangen hatte. Sie war alles andere als eine meiner liebsten Nachbarinnen, schaffte es aber beinah täglich, mich irgendwo abzupassen und in eines ihrer so geliebten Gespräche unter Müttern hineinzuziehen. Ich wollte nach dem Einkaufen so schnell wie möglich nach Hause, aber die Höflichkeit gebot es, wenigstens einige Minuten Interesse zu heucheln.

Allein, es fiel mir nicht leicht und mein Blick schweifte zu Regina. Wenigstens musste sie sich nicht langweilen, denn sie verstand sich gut mit dem Sohn der Nachbarin, der ich nun wieder meine Aufmerksamkeit schenkte.

Doch nur kurz darauf wurde ich wieder abgelenkt. Die Kinder schienen etwas bemerkt zu haben und bewegten sich vorsichtig, aber zielstrebig darauf zu. Nur am Rande wunderte ich mich, wie Frau Hostilis ihrem Paullus so unverwandt den Rücken zukehren konnte, wo doch ihr Lieblingsthema Verantwortung war.

Was war das, was die Neugier der Kinder so vollständig auf sich zog, ihnen aber doch nicht ganz geheuer zu sein schien? Sie bewegten sich auf eine Gasse zu. Regina zog ein Stück des süßen Panis aus der Tasche und hielt ihn vor sich, als wolle sie ein Tier damit locken. Es schien zu wirken. Etwas kroch auf die Kinder zu. Noch langsamer und noch vorsichtiger als Regina und Paullus.

Einen Moment lang fühlte ich mich wie versteinert. Konnte nur beobachten, wie der Abstand zwischen Regina und den Aliens schmolz. Dann, einem Impuls folgend, wollte ich laufen und schreien …

Aber warum eigentlich? Die Aliens waren selbst noch Kinder, kaum älter als ihre Gegenüber. Dass sie sich aus ihren Ghettos bis hier ins noble Zentrum vorgewagt hatten, war noch erstaunlicher, als dass sie dabei bisher offenbar nicht erwischt worden waren. Selbst aus der Entfernung sahen sie ausgemergelt und hungrig aus. Und wohl auch dreckig. Wenn Regina jetzt so offen auf sie zuging, lag das daran, dass ich selbst ihr immer eingetrichtert hatte, man solle sich auch dem Fremden gegenüber aufgeschlossen zeigen. Was immer auch die öffentliche Meinung besagte, ich glaubte nicht, dass von diesen elenden Geschöpfen eine Gefahr ausgehen könnte. Waren doch eigentlich wir die, unter denen sie zu leiden hatten.

Es blieb mehr als ein wenig Unsicherheit, als ich mich wieder Frau Hostilis zuwandte. Zu spät! Selbst sie hatte inzwischen bemerkt, dass etwas nicht stimmte. Erstaunlich schnell fuhr sie herum und noch schneller erfasste sie die Situation. Ein Aufschrei und schon stürmte sie auf die Gasse zu. „Kommt da weg! Weg da! Vertreib doch jemand dieses Gesindel!“
Ich war mir sicher, sie hätte den Aliens ihre traurigen Augen ausgekratzt oder ihnen gleich die Köpfe abgerissen, hätte sie sie zu fassen bekommen.

„Warum mögen die Leute die Aliens nicht?“
„Weil sie Fremde sind. Sie kommen von einem anderen Planeten.“
Regina überlegte kurz, während sie mir beim Kochen zusah. „Warum sind sie denn hergekommen?“
„Sie suchen hier Asyl.“ Ich sah ihr an, dass sie mich nicht verstand. „Sie kamen als Gäste und hoffen nun, für immer hier leben zu können. Leider gefällt das vielen nicht.“
„Warum gehen die Aliens dann nicht zurück? Ist es hier denn so viel schöner als bei ihnen zu Hause?“
Ich sah aus dem Fenster auf die Betonwüste der Stadt. Am Horizont sah ich die kahlen Berge. Es schien als stießen sie mit dem schmutzig-gelben Himmel zusammen, wo die kraftlose Sonne ihn bluten ließ. Eine Sonne, die schon bessere Zeiten gesehen hatte, wie ich aus den Geschichtsbüchern meines Urgroßvaters wusste. Mein Vater hatte sie mir einst in einer verschwörerischen Zeremonie vermacht. Sie berichteten von einer bunten Welt. Bunt von dem Leben auch außerhalb der Städte. Wie gern hätte ich Regina in eine solche Welt geboren.

Ich sah sie lange an. „Sie können nicht zurück. Sie haben ihren Planeten zugrunde gerichtet.“ Wieder schien sie nicht zu verstehen. „Ja, mein Schatz, sie haben ihre Heimat zerstört. Sie nannten sie Erde.“

Mc Pom Fritz: Eine schlechte Wahl

Ich hatte ein scheußliches Wochenende. Bianca hat sich von mir getrennt. Vielleicht auch nicht, denn wir waren ja noch gar nicht so richtig zusammen. Glaub ich jedenfalls, ne.

Dabei hat es so schön begonnen. Zum zweiten Mal war ich mit ihr einkaufen. Und diesmal hat uns Brad nicht gestört. Also er war gar nicht da, mein ich. Bianca war fröhlich und wir haben viel gelacht. Auch auf der Rückfahrt.

Als wir fast zu Hause waren, hat Bianca auf eins der Wahlplakate in unserer Straße gezeigt und gemeint, die müsste nun endlich mal jemand abhängen, die Wahl wäre schließlich vorbei. Klar, hab ich gesagt, mach ich nachher gleich. Die NPD kann sich ja schließlich nicht um alles kümmern.

Da hatte ich wohl irgendwas falsch verstanden. Bianca trat sofort auf die Bremse und guckte mich ganz wild an. Ob ich die etwa auch gewählt hätte. Ich wusste gar nicht, was ich antworten sollte. Ich wollte ja nicht lügen, ne. Aber ich hab auch gemerkt, dass Bianca die Antwort irgendwie nicht gefallen würde.

Sie hat trotzdem irgendwie gewusst, was ich gesagt hätte. Steig sofort aus meinem Auto!, hat sie gesagt. Und dass ich Glück hätte, dass wir schon zu Hause wären. Und ich sollte nicht auf die Idee kommen, sie am Freitag wieder zum Einkaufen abzuholen. Oder sie überhaupt wiederzutreffen.

Dann hat sie mich stehen lassen. Ich hab da noch lange gestanden. Sie hat sich nicht mehr umgedreht. Meine Einkäufe hat sie im Auto gelassen. Die hat sie mir am nächsten Tag einfach vor die Tür gestellt. Aber erst mal stand ich da noch. Keine Ahnung, wie lange. Ich wär am liebsten gestorben. Auch später auf meiner Couch. Da hab ich auch die letzten zwei Nächte geschlafen. Ist doch egal, ob auf der Couch oder der Matratze!

Ich hab heute Morgen überlegt, ob ich überhaupt zur Arbeit gehe. Aber dann bin ich doch los, ne. Und als ich dann auf Arbeit war, wollte ich gar nicht mehr aufhören zu arbeiten. Wolf hat mich gefragt, was denn los wäre. Aber ich hab nur geschrien, er soll mich in Ruhe lassen.

Ob ich morgen zur Arbeit geh, weiß ich noch nicht. Aber wenn ich zu Hause bleib, werd ich noch verrückt. Deshalb hab ich das jetzt auch endlich geschrieben. Ich glaub, ich muss mich bei Wolf entschuldigen, ne.

Bis dann,

Euer Mc Pom Fritz

Wenns gefällt …

… ist’s doch schön. Gestern bekam ich die Rückmeldung von der Verlagslektorin, dass mein Manuskript ihr gut gefallen hat und nach den Abschlusskorrekturen pünktlich zum Saisonstart erscheinen kann.

Zur Erinnerung, es ging um Formel 1.  Und die startet am 13. März in Bahrain. Da schaue ich mir das Auftaktrennen doch gerne an.