Das Wort begeistern gefällt mir. Be-geistern, jemand anderen (sich selbst) mit dem eigenen Geist befeuern, mit Geist (Witz) anstecken. Und dann sind da noch die Geister, also irgendwie auch Fantasie.
Das Wort begeistern gefällt mir. Be-geistern, jemand anderen (sich selbst) mit dem eigenen Geist befeuern, mit Geist (Witz) anstecken. Und dann sind da noch die Geister, also irgendwie auch Fantasie.
Des Abends im Gesträuch
da wachsen sie heran,
du hörst es am Geräusch,
ein Rascheln schleicht sich an.
Die Sicherheit der Augen
verliert sich wie das Licht,
die Blicke nicht mehr taugen,
erkennst die Wahrheit nicht.
Es gruseln Kreaturen,
erobern deinen Geist,
zwing sie in Strukturen,
damit du dich befreist!
Was sollte sie tun? Mona starrte auf das Rot der Ampel. Die Zeit drängte. Sie mussten Tsieg finden. Die „Geister“ hatten offenbar weder das Artefakt noch Bullmanns Ex. Mona hatte wenigstens Bullmann. Aber der wirkte im Moment wie weggetreten. Und zum ersten Mal tat er ihr wirklich leid.
Lisa stand vor der Mülltonne. Warum war immer alles so schwer? Sie betrachtete die unförmige Figur in ihrer Hand. Sie hatte ihr einmal viel bedeutet. Nicht, weil sie so besonders schön war. Sie war sogar ausgesprochen hässlich. Das hölzerne Gesicht eine schwarze Fratze, der dunkle Rumpf ein dickleibiges Ei und die Beine viel zu kurz. Aber sie besaß eine Geschichte. Eigentlich sogar zwei.
Lisa erinnerte sich genau, wie Tom ihr das Ding vom Flohmarkt mitgebracht hatte. „Der Verkäufer war ein seltsamer Vogel, wie man ihn sich in einem Märchenfilm vorstellt. Er trug einen schäbigen Hut mit bunten Bändern dran, machte einen südländischen Eindruck und sprach gebrochen Deutsch. Er sagte mir, das sei Tsieg, der Geist des Übergangs, der seinen Besitzer beschützen und in fremde Welten führen könne.“
Lisa war begeistert gewesen. Sie mochte alles, was mit Mystik und Zauberei zu tun hatte. Mehr noch aber zählte die Geste, denn Tom fand diesen ganzen Märchenquatsch albern. Dass er dennoch an sie gedacht und sich die Erzählungen des Verkäufers so genau eingeprägt hatte, wurde zu ihrer ganz persönlichen Geschichte.
Konnte sie nur neu anfangen, wenn sie das Relikt ihrer alten Beziehung in die Mülltonne warf? Und war es nicht doch noch zu früh? Gerade erst war die schönste Nacht ihres Lebens so unsanft beendet worden. Sie hatte die Frau nicht gesehen, die da an die Tür gepoltert hatte, aber sie hatte sie keifen hören. Sie wollte Lars glauben, dass mit seiner Ex lange Schluss war und sie nicht jeden Morgen an seine Tür pochen und ihn um Hilfe bitten würde. Und irgendwo gab es auch eine leise Stimme in ihr, die es rührend fand, dass er sie nicht einfach wieder nach Hause geschickt hatte.
Aber nun war sie wieder unsicher. Sie steckte Tsieg zurück in die Handtasche und ging ins Haus. Die Wohnungstür war aufgebrochen!