Der Schlitzer

Der Schlitzer

Der Schlitzer hatte sich gerade mit seinem Schlachtermesser vor der Toilettentür aufgebaut, als er durch die Werbung unterbrochen wurde. Susi entspannte sich und seufzte erleichtert. Sie musste selbst mal aufs Klo. Doch kaum aufgestanden, klingelte das Telefon.

Tine wollte quatschen.
„Tut mir leid, ich will gerade für kleine Königskinder.“
„Dann ruf einfach zurück.“
„Heute kommt doch der Schlitzer im Fernsehen.“
„Du guckst den Schlitzer? Obwohl du heute ganz allein zu Hause bist?“
„Na und? Ist doch nur ein Film.“

Bescheuert! So gern sie Tine hatte, manchmal benahm sie sich wie ein kleines Kind. Susi betätigte den Lichtschalter im Bad. Sie öffnete den Klodeckel und zögerte. Schließlich drehte sie den Schlüssel im Schloss. Bescheuert!

Sie schaute auf die Uhr. Keinesfalls wollte sie die Werbepause überziehen. Beim Griff zum Papier zuckte sie zurück. Ein kratzendes Geräusch aus dem Flur! Sie lauschte angestrengt. Nichts mehr. Kam vielleicht aus der Nachbarw…

Mit dem Papier in der Hand starrte sie auf den Schlüssel, der sich langsam im Uhrzeigersinn drehte.

Des Abends im Gesträuch

Des Abends im Gesträuch

Des Abends im Gesträuch
da wachsen sie heran,
du hörst es am Geräusch,
ein Rascheln schleicht sich an.

Die Sicherheit der Augen
verliert sich wie das Licht,
die Blicke nicht mehr taugen,
erkennst die Wahrheit nicht.

Es gruseln Kreaturen,
erobern deinen Geist,
zwing sie in Strukturen,
damit du dich befreist!

Größe ist relativ

Foto: Péter Gudella

Foto: Péter Gudella

Norma saß auf dem Bett im Schlafzimmer. Sie sah aus wie eine Skipiste im Sommerurlaub. Doch das Schmelzwasser, das aus ihren geweiteten Augen rann, veränderte ihren Zustand nicht.
„Wo?“ Martin konnte es nicht lassen, seiner Stimme einen genervten Unterton zu verleihen.
„Hab ich doch gesagt!“, schrie sie ihn an. Ihre Stimme überschlug sich. So hysterisch hatte er sie noch nie erlebt.
„Im Gartenhaus also?“
Sie nickte und sah ihn flehentlich an. In ihrem Blick fand er einen Ausdruck, den er nicht deuten konnte. Sie sah schrecklich aus. Er vergaß seinen Ärger, setzte sich neben sie und legte seinen Arm um sie.
Norma zitterte und reagierte nicht auf den zärtlichen Kuss.
„Was ist denn los? So schlimm war es doch noch nie?“
Sie riss sich los und boxte ihm mit ihren kleinen Fäustchen auf die Brust. „Sie ist riesig!“
„Es ist eine Spinne!“ Der Ärger meldete sich zurück. „Dafür musstest du mich extra anrufen und aus dem Büro holen?“ Schon am Telefon hatte sie so anders geklungen, sodass er sich schließlich ergeben hatte. Seiner Sekretärin hatte er etwas von einem Unfall erzählt. Was sollte sie von der Frau des Chefs denken, wenn sie erfuhr, dass sie ihn wegen einer Spinne nach Hause holte? Den Klatsch wollte er Norma und sich selbst ersparen.
Norma antwortete nicht, bibberte nur weiter vor sich hin und starrte auf den
Teppich. Er stand auf. „Na, dann werde ich mir das Tierchen mal ansehen.“
Norma erwachte. „Geh nicht!“
„Es ist eine Spinne“, wiederholte er.
Norma sprang auf und klammerte sich an seinen Arm. „Es ist ein Monster!“
„Das hast du mir aber am Telefon noch nicht gesagt“, scherzte er. Er fühlte ein Unbehagen. Nicht wegen der Spinne, aber irgendetwas stimmte nicht mit seiner Frau. Norma hatte alle Arten von Insekten schon immer gehasst, derart panisch kannte er sie jedoch nicht. Wieder sah er diesen seltsamen Ausdruck in ihren Augen. War sie verrückt geworden? Das konnte einem ja Angst machen.
„Bleib bei mir!“ Sie wimmerte wie ein kleines Mädchen. Ihr Griff aber war fest.
Er fühlte sich plötzlich wie gefesselt, suchte Schutz in einem harten Tonfall. „Lass mich los! Was ist denn bloß mit dir? Reiß dich zusammen und werd mal wieder normal!“
Von einem Moment zum nächsten ließ sie ihn los. Sie schaute ihn an, traurig und zugleich auf eine neue Art seltsam. „Du hast recht. Geh nur. Ich werde hier warten.“
„Na also, es geht doch.“ Martin wunderte sich ein wenig über Normas Stimme, aus der jedes Zittern verschwunden war, während er durchs Wohnzimmer in den Garten ging.

Auf dem Weg zum Gartenhäuschen, dessen Fenster von den hässlichen Blumenvorhängen verschandelt wurden, die Norma letzten Monat wegen der gnadenlosen Sonne gekauft hatte, fragte er sich, wie groß das Exemplar wohl sein könnte, das ihr solch einen Schrecken eingejagt hatte. Wahrscheinlich eine dieser Gartenkreuzspinnen. Die wurden wirklich riesig. Im letzten Sommer hatte er seiner Frau zuliebe eine töten müssen, deren Körper einem schon aus mehr als zwanzig Metern Entfernung ins Auge stach. Groß wie eine fette braune Kirsche. Den Spaten, dessen Rückseite vollständig mit dem Blut und den Körperteilen der Leiche eingesaut gewesen war, hatte er entsorgt.

Jetzt griff er nach dem neuen Spaten. Ein bisschen aufgeregt war er schon. Um ihn herum war alles merkwürdig still. Selbst die immer gegenwärtigen Vögel schienen den Atem anzuhalten. Vielleicht beobachten sie mich, dachte er und kicherte. Immerhin musste das „Monster“ noch da drinnen sein. Wie auch immer es Norma fertiggebracht hatte – die Tür des Häuschens war zu.

Er kam gar nicht hinein! Es war kein Platz mehr im Gartenhaus. Er starrte in das haarige Antlitz der Spinne. Gigantische Augen sahen ihn an. Er war so baff, dass er Wurzeln schlug. Da wird der Spaten wohl nicht ausreichen, dachte er noch, dann brach der massige Körper des Ungetüms mit solcher Wucht durch die Holzwand, dass nicht nur die Blümchenvorhänge das Zeitliche segneten.

Der Biss war kurz und schmerzhaft. Er spürte, wie ihm die riesigen Kiefer die Rippen brachen. Das Gift wirkte schnell und half ein wenig gegen das Schwindelgefühl, als die Spinne begann, ihn zwischen ihren Vorderbeinen zu drehen. Er ahnte, dass er nicht lange abhängen würde. Wenigstens musste er sich so nicht ewig mit dem Gedanken herumquälen, dass er Norma besser vertraut hätte.

Der Schuppen

Der Schuppen

„Den Schuppen kann ich Ihnen leider noch nicht zeigen.“

Frau Lost schien eine aufgeräumte Person zu sein. Haus und Garten waren in bestem Zustand, wenn auch alles andere als modern. Auch der Schuppen war alt und wirkte ein wenig klapprig. Ich wusste nicht, was sie dort versteckte, aber es schien ihr peinlich zu sein. Im ersten Moment dachte ich, sie habe dort vielleicht allen möglichen Krempel zu einem Chaos gestapelt, von außen war davon aber nichts zu sehen. Im Gegenteil, der Schuppen wirkte vollkommen leer. Wie dem auch sei, ich wusste noch gar nicht, ob ich überhaupt Verwendung für ihn haben würde, liebäugelte eher mit einem moderneren Gartenhaus, in dem man es sich auch einmal gemütlich machen konnte. Und alles andere hatte mich so überzeugt, dass die Unterschrift unter den Kaufvertrag nur noch reine Formalität war.

Ich freute mich schon auf den Moment, in dem das Kistenschleppen endlich ein Ende haben würde. Ich wollte es so schnell wie möglich hinter mich bringen. Dennoch musste eine kleine Pause erlaubt sein. Ich stellte Lili ein Schälchen Milch in die Küche und wanderte anschließend ein bisschen durch meinen neuen Garten. Plötzlich stand ich vor dem Schuppen. Er sah nicht anders aus als an dem Tag, an dem Frau Lost mir den Zutritt verwehrt hatte. Ich spürte eine leichte Erregung, fühlte mich wie ein Kind, das gegen die Auflagen der Erwachsenen verstieß, als ich hineinging. Er war vollkommen leer, der Boden wie ausgefegt, und weder an den Wänden noch an der Decke konnte ich auch nur die Spur eines Spinnennetzes finden. Das kindliche Gefühl verschwand so schnell, wie es gekommen war. Beinahe etwas enttäuscht konstatierte ich, dass hier genug Platz für Gartengeräte und mehr war. Bis ich mir ein richtiges Gartenhäuschen zulegen würde, konnte mir der Schuppen gute Dienste tun.

Ich schmunzelte, als ich den der frisch erstandenen Rasenmäher in dem ansonsten noch völlig leeren Schuppen betrachtete. „Ein bisschen einsam, was? Mach dir keine Sorgen, du bist nicht mehr lange allein. Ich komme gleich zurück, dann seid ihr schon zwei.“

Lachend ging ich zum Wagen, wo Rasenmähers neuer Freund Rasentrimmer darauf wartete, von mir in den Schuppen getragen zu werden. Wieder dort angekommen, war es mit meiner guten Laune vorbei. Der Rasenmäher war verschwunden. Nichts deutete darauf hin, dass er jemals hier gestanden hatte. Drehte ich jetzt vollkommen durch? Ich stellte den Trimmer ab und ging hinaus. Ratlos ließ ich meinen Blick über das Grundstück schweifen. So unmöglich das gewesen wäre, ich hätte mich letztlich damit zufrieden gegeben, wenn ich den Mäher irgendwo hier hätte rumstehen sehen. Natürlich war dem nicht so. Wieder ging ich in den Schuppen. Nun war auch der Rasentrimmer weg.

Aus irgendeinem Grund, den ich mir selbst nicht erklären konnte, ließ ich den Schuppen stehen. Nach einigen weiteren Versuchen begnügte ich mich damit, einfach nichts in ihn hineinzustellen, das seltsame Häuschen ansonsten vollkommen zu ignorieren. Im Verdrängen war ich schon immer gut gewesen, wenn ich auch sicher nie gedacht hätte, dass es mir in einer solchen Angelegenheit so gut gelingen würde. Aber es endete an dem Tag, als Lili plötzlich wie vom Erdboden verschluckt war. Zum ersten Mal, seit die freundliche Katze bei mir ein Zuhause gefunden hatte, erschien sie nicht pünktlich zu den Mahlzeiten. Sie erschien überhaupt nicht. Schnell ahnte ich, wer dafür verantwortlich war.

Es musste etwas geschehen. Das hatte ich auch Robert am Telefon gesagt. Wie nicht anders zu erwarten, klingelte es so schnell an der Tür, dass man beinah glauben musste, mein Ex-Mann hätte bereits ganz in der Nähe darauf gewartet, dass ich ihm endlich verzeihe.
„Du musst mir helfen!“, sagte ich, weniger mit Nachdruck als mit einem liebevollen Unterton.
Robert hatte sich mein Problemchen mit leuchtenden Augen angehört. „Keine Sorge, Schatz. Hab ich dir nicht gesagt, du würdest mich noch brauchen, Marie?“
Ich nickte ergeben. Ein Augenaufschlag deutete an, ich würde ihn auch weiterhin brauchen, nicht nur in Sachen Reparaturarbeiten.
„Wo hast du das Werkzeug?“
„Im Schuppen“, antwortete ich und zeigte auf das unscheinbare Gebäude, das mir nun zum ersten Mal wirklich nützlich werden sollte.

Blutweg

Blutweg

Jacky schaute ihn herausfordernd an. „Na, immer noch die große Klappe?“
Martin blickte sich um. „Ist doch schön hier.“
„Warte, gleich geht die Sonne unter.“ Sie setzte sich auf einen großen Baumstumpf.

Martin blickte sich um. Schon jetzt war er sich nicht mehr ganz sicher, ob an den Gruselgeschichten, die Jacky ihm erzählt hatte, nicht doch etwas dran war. Der Monsterwald! Er hatte Jacky ausgelacht, als sie behauptete, das sei nicht nur so ein Name. Gab es hier vielleicht wirklich unheimliche Wesen? So ein Quatsch! Immerhin wies ein Weg darauf hin, dass sehr wohl Menschen unter den Bäumen spazierten. Und er sah aus wie jeder andere Weg auch. Der Blutweg! Von wegen.
Er bemerkte das Lächeln Jackys, mit dem sie ihn beobachtete. Mit einem Schulterzucken setzte er sich neben sie. „Ich kann nichts Besonderes entdecken.“ Er gab seiner Stimme einen betont gelangweilten Ausdruck. Dabei sorgte allein die Tatsache, dass er hier neben Jacky saß, für ein Kribbeln in der Bauchgegend.
„Schau!“, sagte sie nur und zeigte nach oben.
Es war ein großartiges Schauspiel. Wie in Zeitlupe entflammte der Himmel und die Wolken sogen sich mit roter Farbe voll.
„Schau!“, sagte Jacky wieder, doch dieses Mal zeigte sie direkt vor sich. „Der Blutweg!“
Jetzt verstand Martin. Von einem Moment zum anderen hatte sich alles verwandelt. Die Bäume hüllten sich in eine Dunkelheit, als sei die Sonne bereits vollständig untergegangen. In den Kronen rauschte ein Wind, der hier unten nicht zu spüren war. Der Weg aber schimmerte in einem dunklen Rot. Und als wolle er den Wanderer über sein Ziel verunsichern, verschwand er nach nur wenigen Metern zwischen den Bäumen. Keine zehn Pferde würden Martin dazu bringen, diesem Weg zu folgen.

„Habe ich es doch gewusst. Du bist ein Schisser wie alle anderen.“ Jacky musste seine Gedanken gelesen haben.
„Nein, bin ich nicht.“ Es überzeugte ihn selbst nicht. Gab es keine Möglichkeit, aus dieser Situation heil rauszukommen? Er war so froh gewesen, als Jacky endlich ein bisschen Interesse für ihn gezeigt hatte. Endlich bekam der Umzug in dieses Kaff einen Sinn. Doch jetzt stellte sie ihn auf eine harte Probe. Er war sich sicher, würde er jetzt kneifen, hätte er alle Chancen bei ihr verspielt. „Lass uns gehen!“

Mit jedem Schritt bereute er seine Entscheidung mehr. Und mit jedem Schritt stieg seine Bewunderung für Jacky. Wenn sie von derselben Angst heimgesucht wurde wie er, ließ sie es sich nicht anmerken. Trotzdem. Mit diesem Wald stimmte irgendetwas nicht. Unter den Bäumen war es kühl. Und obwohl die Sonne längst untergegangen war, warfen die Bäume lange Schatten. Dass es nicht völlig dunkel war, lag einzig an dem merkwürdigen Weg, der auch jetzt noch rot schimmerte, als habe die verschwundene Sonne seinen Akku für die gesamte Nacht aufgeladen. Und je weiter sie kamen, desto sicherer war Martin, dass er sich den Geruch von Blut nicht nur einbildete.
Wenn er sich wenigstens durch ein Gespräch mit seiner hübschen Begleiterin ablenken könnte. Doch er wusste nicht, was er sagen sollte, und fürchtete, seine Stimme nicht kontrollieren zu können. Sein Mund war trocken, seine Kehle rau. Um sich die Lippen zu befeuchten, musste er seine Zunge vom Gaumen losreißen. Es war sowieso nur ein Reflex, denn die Zunge war selbst nicht wirklich feucht.
Jacky wirkte dagegen wie Alice im Wunderland. Mit ihren großen Augen sog sie die verzerrten Bilder auf, die die Lichtkegel der Taschenlampen erzeugten, als ginge sie durch einen Freizeitpark. Martin hätte die ewig gleichen Eindrücke wahrscheinlich als gähnend langweilig empfunden, wäre da nicht dieser eine, der alles dominierte: Der Wald wurde immer feindseliger, die Nacht immer dunkler und die Stille immer drückender.

Nach etwa einer Stunde hielt er es nicht mehr aus. „Hattest du nicht gesagt, der Wald sei klein?“ Es war nur ein Flüstern, aber er hatte plötzlich das Gefühl, er habe den Monsterwald jetzt erst richtig auf sich aufmerksam gemacht.
„Ist er ja auch. Vielleicht noch eine viertel Stunde, dann hast du es hinter dir, du Schisser.“
„Ich bin kein …“ Ein Knacken brachte ihn zum Schweigen.
Auch Jacky blieb stehen. Mit der Taschenlampe suchte sie ein dichtes Gebüsch ab, während das Licht aus Martins Stablampe zwischen den Stämmen hin und her zitterte.
„Was war das?“, keuchte er.
„Psssst!“
Es raschelte genau dort, wo Jacky hinleuchtete. Mit einem kräftigen Klopfer, setzte Martins Herzschlag aus. Wieder krachte es im Unterholz, dann brach sich etwas einen Weg durch die Zweige.

Martin rannte! Sein Herz schien die Sekunden, die es sich frei genommen hatte, doppelt und dreifach nachholen zu wollen. Und es verstopfte ihm die Kehle. Doch er rannte immer weiter. Das Monster war direkt hinter ihm. Er konnte seinen keuchenden Atem hören.

Martin schaute nicht zurück, sah kaum den schimmernden Weg vor sich. Er bemerkte nicht einmal, wie er die Bäume hinter sich ließ, und es dauerte noch mal eine Weile, bis ihm klar wurde, dass ihn niemand mehr verfolgte. Er blieb stehen, stützte die Hände auf die Knie und versuchte, seine Atmung in den Griff zu bekommen. Dabei lauschte er angestrengt auf etwaige Geräusche.

Der Mond tauchte die Felder in fahles Licht und den Weg in ein silbriges Blau. Langsam drehte Martin sich um. Noch immer wirkte der Wald bedrohlich. Martin richtete sich kerzengerade auf, als er eine Bewegung wahrnahm. Täuschte er sich? Nein, da kam eine Gestalt den Weg herauf. Martin spannte die Muskeln an. Ein Licht flammte auf. Das Licht einer Taschenlampe. Es war Jacky, die ihm zuwinkte.

Als sie bei ihm war, gab sie ihm seine Stablampe. „Hier, die hast du fallenlassen.“
„Danke“, flüsterte er.
„Schisser!“
„Ich bin …“
„Läuft vor einem Vogel davon!“ Sie schüttelte den Kopf.
„Ein Vogel?“
„Aber schnell und ausdauernd bist du, das muss man dir lassen. Ich bin die Schnellste in der Klasse. Aber am Waldrand hab ich aufgegeben.“
„Du?“
Sie nickte.
„Meinetwegen, bin ich eben ein Schisser. Mir egal, wenn du jetzt nichts mehr mit mir zu tun haben willst. Aber ich geh nicht wieder durch diesen Wald. Wenn du auf demselben Weg zurückgehen möchtest, dann ohne mich!“
Jacky lachte. „Komm, da drüben ist gleich die Straße. Meine Güte, mit dir erlebt man Abenteuer.“ Sie klopfte ihm auf die Schulter.

Martin ärgerte sich über sich selbst. Ein Vogel! Konnte das wahr sein? Er betrachtete Jacky verstohlen von der Seite, als sie das Dorf erreichten. Und im Licht einer Straßenlaterne sah er die Tränen, die ihr über die schönen Wangen liefen.