Die Brücke

© WitthayaP

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Vergeblich versuchte er den Schweiß, der ihm in die Augen rann, wegzublinzeln. Stehen bleiben konnte er nicht. Er hatte ja nicht einmal die Zeit, nach den Moskitos zu schlagen.

Zur Brücke! Er musste die Brücke erreichen, wenn er seinen Verfolgern entkommen wollte. Dort wäre er vor ihnen in Sicherheit. Trotz seiner heillosen Flucht überkam ihn ein Schwindelgefühl, wenn er nur an das wackelige Ding dachte, das sich da über den reißenden Fluss tief unten im Tal spannte. Nur nicht fallen! Später nicht und jetzt erst recht nicht!

Obwohl ihm selbst Zweige und Äste ins Gesicht peitschten, vernahm er das Krachen im Unterholz hinter ihm. So nah schon! War er überhaupt noch auf dem richtigen Weg? Doch! Vor ihm rauschte der Fluss! Er würde es schaffen!

Er blieb nicht stehen, verkniff sich nur den Blick nach unten, bis er in etwa die Mitte der Brücke erreicht hatte. Dann schaute er zurück, sah sie am Rande des Urwalds stehen.

Demjenigen, den er für den Anführer hielt, rief er zu: „Ja, okay, ich hab euch verärgert. Ziemlich sogar. Kein Grund, mich gleich umzubringen! Mann, war das knapp!“ Er atmete tief ein und wieder aus, spürte, wie er langsam wieder zu sich selbst fand. „Habt ihr auch nicht gedacht, dass euch der gute Tom noch einmal entkommt, was? Jetzt guckt ihr blöd!“

Er sprach nicht weiter, denn sein Gegenüber antwortete. Der graue Riese hob den Rüssel und trompetete, als zöge er in die Schlacht. Dann setzte er seinen Vorderfuß auf die Brücke. Vorsichtig zunächst, und doch mit Nachdruck. Tom glaubte das unglaubliche Gewicht bis zu seinem Standort zu spüren.

Flüssige Redeweise

© Ichweißes

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Dass das Badezimmer in meiner neuen Altbauwohnung mindestens eine Geschichte hatte, bemerkte ich spätestens, als ich in die Badewanne stieg, um mich zu duschen. Kaum hatte ich die Brause von der altertümlichen Gabel genommen und den nicht wesentlich moderneren Hebel betätigt, schoss mir ein Schwall derber Flüche über den Körper. Die von Rost durchsetzte Stimme machte prustend und speiend ihrem Ärger Luft, dass sie eben diesen angesetzt hatte. Der rotbraune Wasserstrahl zuckte wie ein von Krämpfen geschüttelter Greis und trieb mich aus der Wanne. Daraufhin wurde er ruhiger, spülte den letzten Rost hinfort und entschuldigte sich. Er bat mich zurück in das wortreiche Nass, wo er mir fortan die reinigenden Geschichten meiner Vorgänger erzählen wollte.

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Vielen Dank für die Bildvorlage von erinnye. Schickt mir auch eure Bilder.