Intelligenz ist in! Dieser Satz dürfte viele sogleich zu Widerspruch anregen. Schon im Gedenken an aktuelle Fernsehprogramme, die ja nun regelmäßig zu Statements verleiten, die das genaue Gegenteil behaupten.
Auch ich würde an dem Satz leise Kritik üben, allerdings in anderer Weise, als man vielleicht erwarten möchte. Das Wörtchen „in“ könnte nämlich den Verdacht erwecken, es handele sich um einen noch jungen Trend, in ist Intelligenz jedoch nicht erst seit gestern. Sie ist ein Attribut, mit dem man sich gern schmückt, am häufigsten in der Weise, dass man die ungenügende Ausstattung des Gegenübers oder eines Dritten herausstreicht.
Nun ist Intelligenz nichts, was man so einfach auf den Tisch, geschweige denn in die Waagschale schmeißen kann. Damit zu protzen sollte also Probleme bereiten. Ermöglicht wird es vor allem durch zwei Faktoren:
1. Intelligenz ist relativ, weshalb es nahzu jedem möglich ist, jemanden zu finden, dem man sich intellektuell überlegen fühlen kann.
2. Die gängige Methode, Intelligenz zu beweisen, ist die, Bildung hervorzukehren.
Letzteres gilt, obwohl den meisten Menschen durchaus bewusst ist, dass Bildung und Intelligenz zwei Paar Schuhe sind. Weder ist Bildung untrügliches Zeichen für Intelligenz, noch ist der Intelligente automatisch gebildet. Wenn beides oft zusammenkommt, liegt das nur daran, dass der Intelligente Bildung häufig als eine Art Sport betreibt, der ihm außerdem verhältnismäßig leicht fällt.
Intelligenz ist eine Fähigkeit, die sich zwar in gewissem Maße trainieren lässt, die aber im Grunde keine eigene Leistung darstellt. Man kann darauf ebenso stolz sein wie darauf, von anderen für ein besonders schönes Exemplar Mensch gehalten zu werden. Auf der anderen Seite ist Bildung eben im Wesentlichen „nur“ eine Fleißleistung.
Die (erstaunlicherweise auch unter tatsächlich intelligenten Menschen) weit verbreitete Unart, andere hinsichtlich fehlender Intelligenz im freundlichsten Falle zu belächeln, oft aber auch zu entwerten, ist daher nicht weniger diskrimierend, als andere aufgrund ihrer äußeren Erscheinung abzuwerten.
Ich will damit niemandem auf die Füße treten, zumal ich es auch bei mir selbst tun müsste. Gerade im Bereich Humor gehört Political incorrectness meiner Meinung nach dazu. Aber es ist ebenso erlaubt, sich ab und an zu hinterfragen.