Blogroman: 5 – Viereinhalb Jahre

Frank hatte sie an einen Tisch in einer Ecke des Drinx gezerrt, die sich hinter einem bepflanzten Raumteiler versteckte. Mona war überrascht, wie grob er in seiner Wut sein konnte. Über eine Stunde hatte er seinen Zorn über sie ausgeschüttet und sie kitzelte ihn noch. Es beschämte sie beinah, wie leicht ihr das fiel. Doch sie wusste, so war es am besten.
Nun aber kam es, wie sie befürchtet hatte. Urplötzlich, als sei mit einem Mal alle Kraft aus ihm gewichen, sackte er in sich zusammen. Seine Schultern sanken so tief, als wären sie mit seinen Füßen verabredet, und sein Kinn schien sie auf diesem Weg noch überholen zu wollen.
„Ich bitte dich, bleib!“ Seine Stimme klang jetzt wie die eines alten Mannes. Nicht gerade sexy für einen 36-Jährigen.
„Nein! Ich kann nicht. Und ich will nicht.“
„Was habe ich die letzten viereinhalb Jahre falsch gemacht?“
Viereinhalb Jahre waren es schon! „Mach es uns nicht schwerer, als es schon ist. Du wirst darüber hinwegkommen.“
„Aber warum?“
Mona spürte seine Tränen, bevor sie seine Augen befeuchteten. „Hab ich dir doch gesagt. Ich liebe einen anderen. Also, lass mich gehen.“
Wieso schrie er sie nicht einfach weiter an? Jetzt, da er ihr leid tat, fiel ihr das Lügen schwer. Doch die Wahrheit konnte sie ihm nicht sagen. Schon um seinetwillen. Sie musste hier raus!
„Frank! Schau mich an!“ Sie selbst war es, die seinem flehenden Blick auswich. „Akzeptiere es. Ich hole morgen, wenn du nicht da bist, meinen Sachen und dann bin ich weg. Du siehst mich nie wieder!“
Sie sprang auf, warf ihm einen warnenden Blick zu, als er ihr folgen wollte, knallte einen Fünzig-Euroschein auf den Tresen und verließ das Drinx. Als sie draußen stand, atmete sie tief ein und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. Glücklicherweise warteten direkt vor dem Drinx ein paar Taxis.

Was bisher geschah

Blogroman: 4 – Lichtblick in der Dunkelheit

Es blieb dunkel, selbst als Tom die Augen öffnete. In seinem Kopf dröhnte es und es wurde nicht besser, als sich eine leise Erinnerung einschlich. Ein Duft, den er nicht einordnen konnte.
Er versuchte aufzustehen. Der Schmerz in seinem Kopf nahm zu und er spürte ein Ziehen in den Gliedern. So rollte er sich lediglich auf den Rücken. Er tastete seinen Körper ab, konnte aber wenig feststellen. Seine Knie waren wund und etwas drückte in seinen Steiß. Er hob das Becken etwas an und suchte nach dem Auslöser. Was er fand, konnte er in der Dunkelheit nicht gleich zuordnen. Er nahm die zweite Hand zur Hilfe und tastete es ab. Etwa dreißig Zentimeter in der Länge, sehr schlank, wohlgeformt. Tom musste lächeln. Lara Croft. Die Figur sollte eigentlich auf seinem Schreibtisch stehen. War er also immer noch in seinem Arbeitszimmer?
Er hob den Kopf an und hoffte, dass er in der richtigen Richtung lag. Ja, er konnte in sein Wohnzimmer schauen, durch dessen Fenster der Lichtschein einer Straßenlaterne fiel. Er war noch immer zu Hause. Aber war er auch allein?

Was bisher geschah

Blogroman: 3 – Abenteuer nach Feierabend

Tom atmete tief durch. War er in einem verdammten Film? Terminator! Ha! So sehr ihm dieser Spitzname schmeichelte, er war einfach Tom Bullmann und hatte keine Lust auf ein Abenteuer nach Feierabend.
Vorsichtig schob er die Tür weiter auf und lauschte in seine Wohnung hinein. Stille! Er machte einen Schritt in den Wohnungsflur. Alles ruhig. Weiter. Bad: nichts. Küche: nichts. Schlafzimmer: nichts. Wohnzimmer: nichts. Arbeitszimmer: … Scheiße!
Tom taumelte ungläubig in das Chaos hinein. Seine Regale und Schränke waren durchwühlt, ihr Inhalt lag zum großen Teil verstreut auf dem Boden. Auf seinem Schreibtisch sah es nicht besser aus. Ein Summen zeigte an, dass der PC lief.
„So eine verfickte …“
Tom spürte einen Schlag am Hinterkopf, dann wurde alles um ihn herum tiefschwarz.

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Bogroman: 2 – Drinx

Mona bestellte noch einen Long Island. Gleich darauf versank sie wieder in ihre Gedanken. Die Geräusche im Drinx wurden zu einem Rauschen im Hintergrund.
Hatte sie richtig gehandelt? Das würden ein paar schwere Tage werden. Wochen vielleicht.
Tine stellte den Cocktail vor ihr ab. „Alles okay?“
„Ja, ja, danke.“
Tine nickte und wandte sich der Spüle zu.
Mona beobachtete sie einen Moment beim Gläserspülen, dann griff sie zu einer der Werbestreichholzschachteln, nahm ein Hölzchen heraus, zündete es an und betrachtete die Flamme. Zum ersten Mal nach Jahren verspürte sie wieder die Lust auf eine Zigarette. Sie suchte nach einem Aschenbecher, bis ihr einfiel, dass man seit dem letzten Jahr zum Rauchen in den Nebenraum musste. Sie blies das Streichholz aus. Sie hätte sowieso schnorren müssen.
Die dunkelbraune Flüssigkeilt belebte sie ein bisschen. Mona sah sich um, gerade rechtzeitig, um ihn zu sehen, wie er das Drinx betrat. Seine Blicke wanderten nur Sekunden umher, bis er sie entdeckt hatte.
Mona sprang vom Barhocker. Konnte sie irgendwie an ihm vorbeikommen? Nein, es war zu spät.
„Hallo, Mona. Hab ich dich!“

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