Da stehe ich doch neulich an einem Asia-Imbiss und warte, dass meine Bestellung fertig wird. Außer mir wartete unter anderem noch eine Familie, die sich freundlicherweise zu allererst den letzten freien Tisch gesichert hatte, weshalb ich im Stehen wartete, mit der Aussicht in eben dieser Position auch die Mahlzeit einzunehmen. Na ja, ich bin ja noch jung.
Mein Essen wurde gleichzeitig mit einem derer vom Familientisch fertig, weshalb man sowohl mich als auch eines der Familienmitglieder heranwinkte.
Die junge Frau, die daraufhin aufsprang und zum Tresen stürmte, erreichte diesen kurz vor mir und griff sich beide Teller. Weder dem vorsichtigen Hinweis meinerseits noch dem aufgeregten Gestikulieren des Imbissers schenkte sie weitere Beachtung, marschierte stattdessen zu dem ebenso forsch eroberten Tisch zurück.
Ein weiterer Versuch blieb erfolglos. In Ermangelung eines Namens sprach ich sie ein drittes Mal mit „Hallo“ an, wobei ich in der Annahme, meine Stimmgewalt sei bis dahin nicht ausreichend gewesen, den Lautstärkeregler um einen kleinen weißen Strich nach oben schob.
Ein wütendes Schnauben entwich den grimmassierenden Mundwinkeln der wohlerzogenen Dame, gefolgt von einem: „Is ja gut!“
Ich konnte meine Mahlzeit im Anschluss kaum noch genießen, fragte ich mich doch die ganze Zeit, ob es unrecht war, was ich tat, ob ich die Familie nicht wenigstens erst einmal in Ruhe und jeden für sich hätte probieren lassen sollen, ob es sich wirklich nicht um ihre Bestellung handelte, oder ob es gar vermessen war, diesen Anspruch überhaupt geltend zu machen.
Schließlich hätte ich ja ein weiteres Mal bestellen und bezahlen können. Mit etwas Glück wären bis dahin alle anderen hungrigen Mäuler gestopft gewesen. Ich hätte natürlich dann noch einmal fragen müssen, ob sich nicht irgendwer mein Essen für schlechte Zeiten einpacken lassen wollte.